Entstehung und Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr Horgauergreut

Die Freiwillige Feuerwehr Horgauergreut wurde 1891 anstelle einer Pflichtfeuerwehr gegründet. Wie es dazu kam schilderte der damalige Schriftführer Josef Mayr folgendermaßen:

"Nachdem in verschiedenen Orten des Amtsbezirks Zusmarshausen freiw. Feuerwehren gegründet werden, machte sich auch in der Gemeinde Horgauergreuth unter einigen Bürgern und ledigen Männern das Interesse für eine freiw. Feuerwehr rege. Unterstützt wurde dieses Ansinnen noch besonders durch den kgl. Bezirksamtmann Hausladen und durch Bezirks-Feuerwehr-Vertreter Winkelmaier in Zusmarshausen. Von beiden Herren wurde gelegentlich der Inspektion der Pflichtfeuerwehr auf die Vortheile einer freiw. Feuerwehr hingewiesen. Es wurde sodann unterm 3. Mai 1891 eine Einzeichnungsliste aufgelegt, in welche sich sofort ein großer Theil der hiesigen Männer einzeichnete. Nachdem die Eintragung von so günstigem Erfolge war, wurde dieses dem Herrn Bezirksvertreter Winkelmaier berichtet, welcher unterm 19. Juli 1891 erschien und die Gründung der freiw. Feuerwehr vornahm."

Es traten 47 Männer der Freiwilligen Feuerwehr Horgauergreut bei.
Die erste Wahl hatte folgendes Ergebnis:
Vorstand: Blasius Wilhelm, Ökonom und Bürgermeister
Kommandant: Johann Holland, Ökonom
Kassier und Schriftführer: Josef Mayr, Ökonom
Requisitenmeister: Josef Riedel, Schmiedemeister
Zugführer der Steiger: Anton Mayr, Söldner
Zugführer Spritzenabteilung: Michael Stegmiller, Ökonom und Gastwirt
Zugführer Ordnungsmannschaft: Georg Kuhn, Schuhmacher
Ausschussmitglied: Quirin Berchtenbreiter, Söldner
Ausschussmitglied: Josef Bernhard, Wagnermeister

Im Dienstbuch der Greuter Wehr heißt es weiter:

".... Nun wurde allmählich mit der Ausrüstung begonnen. Eine Druckspritze war bereits vorhanden, man begann daher zuerst mit der Mannschaftsausrüstung. Es wurden unterm 15. Nov. 1891 39 Messinghelme, ebensoviele Gurte nebst dem Chargenabzeichen angeschafft, ferner 2 Sanitätsmützen nebst Sanitätstaschen. Zur Bestreitung der Kosten leistete die Gemeinde einen Zuschuß von 125 Mark, ferner an freiw. Beiträgen von Gemeindeangehörigen 30 Mark. Die übrigen Kosten wurden auf die Feuerwehrkasse übernommen, für welche ein jährlicher Beitrag von 1 Mark 20 Pfennig erhoben wurde."

Zu ihrem ersten Brand wurde die Feuerwehr am 21. März 1892 nach Auerbach gerufen. Der zweite Einsatz erfolgte am 12. Juni 1892 ebenfalls in Auerbach. "... wobei ein Mann infolge Erkältung erkrankte und eine Unterstützung von 50 Mark erhielt." Am 3. Juli 1892 war dann bereits die erste Inspektion durch Hr. Bezirksamtmann Hausladen und durch Hr. Feuerwehrbezirksvertreter Stuhler.


Inventarliste 1895

Nachdem in den nächsten Jahren weitere Ausrüstungsgegenstände beschafft wurden, war die Inventarliste 1895 schon sehr umfangreich: 

Anzahl Ausrüstung Mark Pfennig
  Im Besitz der Feuerwehr:    
4 Messinghelm mit Busch für Chargen  25  
4 Chargengurte  8  80
36 Messinghelme für Mannschaften  122  50
2 Steigergurte samt Carabiner  6  40
35 Mannschaftsgurte  52  50
2 Sanitätsmützen und 2 Armbinden  9  
1 Sanitätstasche  16  
1 Anstelleiter mit Stützstangen  25  
1 Steigerwagen  40  
1 Signalhorn mit Hornschnur  11  80
1 Schlauchhaspel  50  
1 Knoten Schläuche mit Gewinde  26  
1 Branddirektionsstandarte mit Laterne  28  
4 Steigerbeil mit Beiltasche  40  
4 Gurtring mit Carabiner  12  10
4 Pfeifen mit Pfeifenschnur  2  40
2 Schlauchbinder  2  30
1 Schlauchhalter  1  
       
  Im Besitz der Gemeinde:    
1 Druckspritze    
2 Anstelleitern ohne Stützstangen    
1 Anstelleiter mit Stützstangen    
3 Dachleitern    
2 Feuerhaken    
4 Knoten Schläuche    

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Diese umfangreiche Ausrüstung hatte zur Folge, dass sich das bereits bestehende Gerätehaus als zu klein erwies. Deshalb wurde 1896 ein neues Feuerwehrhaus gebaut. Die Kosten betrugen damals etwas über 2000 Deutsche Mark, welche die Gemeinde Horgauergreut übernahm.

Im Jahre 1906 bildete sich in Horgauergreut eine "Genossenschaft zur Erbauung einer Wasserleitung". Dies wurde nötig nachdem die Gemeinde den Bau abgelehnt hatte. Auf Veranlassung des Königlichen Bezirksamts wurden in die Wasserleitung fünf Hydranten eingebaut. Die Kosten in Höhe von 474 Mark wurden von der Gemeinde Horgauergreut bezahlt.

Recht spendabel zeigte sich die Feuerwehr Horgauergreut laut Kassenbuch im Jahre 1909. "Für die durch Erdbeben Verunglückten nach Messina" wurden fünf Mark überwiesen. Drei Elfenbeinkrüge die Kameraden zur Hochzeit geschenkt bekamen, kosteten 10,60 Mark. Durch weitere Auszahlungen für Apotheker, Feuerwehrball, Kommandant und Vereinsdiener betrugen die Ausgaben insgesamt 32,60 Mark, gegenüber 53,60 Mark Einnahmen.

1913 wurden 36 Feuerwehrröcke um 540 Mark gekauft. Dazu mussten von der Darlehnskasse Horgau 400 Mark ausgeliehen werden.

Bedingt durch die Inflation wurde 1923 von der Generalversammlung ein Mitgliedsbeitrag von Jährlich 100 Mark beschlossen. Ein Jahr später wurde dann der Kassenrest von 546,16 Papiermark gestrichen. Der neue Jahresbeitrag wurde auf 80 Pfennig festgesetzt.

Eine neue Saug- und Druckspritze wurde von der Gemeinde Horgauergreut 1928 gekauft. 1940 wurde die Freiwillige Feuerwehr als Verein aufgelöst.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde bereits am 9. 12. 1945 in einer Versammlung beschlossen, den Verein wieder aufzubauen. Dazu wurden Wahlen (ohne Vorstand) durchgeführt und auch wieder Mitgliedsbeiträge erhoben.

1955 wurde die Ausrüstung unserer Wehr durch den Kauf einer Motortragkraftspritze verbessert. Ein Jahr später wurde der dazugehörige gummibereifte Anhänger beschafft.

Neue Feuerwehrfahne 1960

Im Jahre 1960 wurde von den Greuter Floriansjüngern anstelle der alten Standarte eine neue Feuerwehrfahne gekauft. Die Fahnenweihe fand am 10. Juli statt. Dazu schrieb die Augsburger Allgemeine: "Die etwa 400 Einwohner zählende Gemeinde erlebte am Sonntag ein Fest, wie es in Horgauergreut noch nie zu verzeichnen war. Der Ort war kaum wieder zuerkennen, so schön sauber waren Häuser und Straßen hergerichtet und mit frischem Grün verziert." Doch bereits am Samstagabend begann das Fest mit Musik im Bierzelt durch die Blaskapelle Riedel. Bei eintretender Dunkelheit wurde die verhüllte Fahne mit einem Fackelzug vom Haus des Bürgermeisters Ulrich Mayr zur Fahnenbraut Rita Steppich gebracht. Sonntags war bereits um 4.30 Uhr Weckruf, danach Empfang des Patenvereins Auerbach und der Gastvereine. Um 9.30 Uhr wurde die Fahne in einem Festgottesdienst bei der Greuter Kirche durch Pfarrer Strehle geweiht. Am Nachmittag fand ein Festzug statt, und am Abend war Tanz im Festzelt.

Das erste Leistungsabzeichen 1965

1965 legte erstmals eine Gruppe der Greuter Wehr ein Leistungsabzeichen ab. Dazu musste natürlich fleißig geübt und anschließend im Gasthaus Stern des Bürgermeisters Rudolf Beutelrock der Durst gelöscht werden. So war es auch am 30. April 1965. Nur dass sich nun auf einmal einige unserer Kameraden (vermutlich leicht angetrunken) einen Maibaum einbildeten. Sofort wurde Herr Bürgermeister Beutelrock um einen stattlichen Baum gebeten, dieser im Wald gefällt und noch in derselben Nacht vor der Wirtschaft aufgestellt. So wurde in Horgauergreut die Tradition des Maibaums wieder belebt und bis heute von der Greuter Feuerwehr aufrechterhalten.

Am 11./12. Juni 1966 feierte die Feuerwehr Horgau ihr 90jähriges Bestehen. Hierzu übernahm die Greuter Wehr die Patenschaft. Dasselbe gilt für das 100jährige am 1.8.1976, das 110jährige am 25.5.1986 und das 125jährige Gründungsfest der Horgauer im Jahre 2001.

1976 wurde die Ausrüstung unserer Wehr weiter verbessert. Der damalige Schriftführer Hermann Beutelrock: "Mit dem Gemeinderatsbeschluß für ein eigenes Feuerwehrauto ging der wohl innigste Wunsch unserer gesamten Feuerwehr in Erfüllung. Nun ging es darum, dem reparaturbedürftigen Feuerwehrhaus ein neues Gesicht zu geben. Sofort machten sich unsere fleißigen Helfer an die Arbeit - allen voraus Kommandant Konrad Sandner und Löschmeister Peter Steppich." Erneuert wurden Tor, Fenster, Innen- und Außenputz, Fassadenanstrich sowie der Zaun um den Trocknungsmast. Am 22. Mai 1976 war es dann soweit. Das neue Fahrzeug - ein TSF Ford Transit - wurde von Pfarrer Hofer gesegnet und von Bürgermeister Rudolf Beutelrock der Feuerwehr übergeben.

Kulturelle Bemühungen

In dieser Zeit entwickelten sich Freiwillige Feuerwehr und Feuerwehrverein zu den wichtigsten Förderern von Kultur, Tradition und Geselligkeit in Horgauergreut. Dazu gehören alljährlich Maibaum mit Maifest und Lagerfeuer, Vereinsausflug, Skiausflug, Erntedankzug, Nikolausfeier für Kinder und Weihnachtsfeier. Eine Volkstanzgruppe wurde gebildet und der Dorfjugend Bandl- und Laubentanz u. a. gelehrt.

Auch eine rege Bautätigkeit entwickelten die Greuter Floriansjünger. Ein Dorfbrunnen wurde erstellt und 1984 der Kreuzweg am Pfannenberg renoviert. In vielen freiwilligen Arbeitsstunden erhielten die sieben Bildstöcke neuen Glanz. Der bekannte Restaurator Toni Mayer erneuerte die Passionstafeln, und Familie Steppich vom "Pfannenbergerhof" stiftete das Wegekreuz. Die Weihe des Stationenweges erfolgte am 29. September 1984 durch Pfarrer Karlheinz Reichart in Anwesenheit von Landrat Dr. Franz Xaver Frey.

Neubau des Feuerwehrhauses 1990

Den bisherigen Höhepunkt in Sachen Bautätigkeit bildete das neue Feuerwehrhaus. Dem ersten Spatenstich am 23. Februar 1990 folgte bereits am 19. Mai 1990 der Hebauf. Selbstverständlich führten die Greuter Floriansjünger viele der anfallenden Bauarbeiten selber aus. Auf diese Weise wurden über 5000 Stunden in Eigenleistung erbracht. Die Einweihung erfolgte zusammen mit dem 100jährigen Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Horgauergreut am 28. Juni 1991.
Fast zeitgleich mit dem Bau des Gerätehauses wurde die Greuter Kirche St. Magdalena innen und außen renoviert. Auch hier erbrachten unsere Mitglieder - angeführt von Kommandant Peter Steppich sen. - selbstlosen Einsatz, so dass Erzbischof Dr. Josef Stimpfle am 29. Mai 1992 einen Dankgottesdienst in der renovierten Kirche abhalten konnte.

Selbstverständlich wurde auch die Ausrüstung der Greuter Wehr ständig verbessert. 1986 wurde von der Gemeinde Horgau eine neue Tragkraftspritze TS 8/8 von der Fa. Bachert gekauft. Am 29.10.1999 bekamen wir unser neues Tragkraftspritzenfahrzeug TSF-W der Fa. Metz. Bestückt ist das Fahrzeug mit  Wassertank,  Rosenbauer TS 8/8, Schnellangriffschlauch, 4 Atemschutzgeräten, der Ausrüstung einer kpl. Löschgruppe, Notstromaggregat, Benzinmotorsäge usw. Bereits fünf Wochen später, am 3. Dezember 1999 wurde unsere Wehr zum ersten Einsatz gerufen. Äußerst wirkungsvoll konnten unsere Atemschutzträger ein brennendes Haus löschen, nachdem der Schnellangriff über einen Balkon erfolgt war.

Am 12. Juni 2001 wurde der Fuhrpark der Feuerwehr Horgauergreut vervollständigt als. An diesem Tag erhielten wir von der Fa. Mayrhörmann aus Biburg ein Mehrzweckfahrzeug auf Basis eines FIAT Ducato Pritschenwagen. Dieses Auto bietet in der Doppelkabine Platz für 7 Feuerwehrleute. Im Geräteraum können 20 B-Schläuche, Tauchpumpe, Wasserbassin, die Bachert TS 8/8 usw. transportiert werden.

Im Frühjahr 2005 wurde unser Maibaum in einem Wettbewerb der Schlossbrauerei Unterbaar als schönster im Landkreis Augsburg prämiert. Wir erhielten vom Brauereibesitzer Freiherr Groß von Trockau einen schönen Pokal und 300 l Freibier. Deshalb an dieser Stelle ein besonderer Dank an die Künstler (meist Greuter Senioren unter Anleitung von Konrad Sandner sen.

Anbau an das Feuerwehrhaus 2005

Im Sommer 2005 errichteten fleißige Handwerker unter Führung von Kommandant Peter Steppich einen Anbau für das Feuerwehrhaus. Da die Greuter Kameraden alle anfallenden Arbeiten in Eigenregie durchführten, musste die Gemeinde Horgau nur die Materialkosten übernehmen. Für die Einweihung am 03.09.2005 kamen dann die oben genannten 300 l Freibier der Schlossbrauerei Unterbaar gerade recht.

Erweiterung und Umbau 2017 - 2019

Aufgrund der rasanten Entwicklung des Ortsteils Horgauergreut, der ständig wachsenden Aufgaben und der benötigten Ausrüstung beschloss die Vorstandschaft einen An- und Umbau des bestehenden Feuerwehrhauses zu beantragen. Dieses Anliegen genehmigte die Gemeinde Horgau leztendlich 2017. Somit konnten die Bauarbeiten 2018 beginnen. Die kleine Fahrzeuggarage musste der neuen Planung leider weichen und somit abgerissen werden. Die bestehende Fahrzeughalle wurde mit einen Innenausbau (Umkleideräume, Dusche/WC, Büro und einenem Zwischenboden) versehen und eine neue Maschinenhalle mit Werkstatt errichtet. Der Schulungsraum wurde um zwei Schleppgauben erweitert und die alten Dachfenster ersetzt und zudem die Zufahrt verlegt. Diese große Herausforderung meisterten die die Greuter Floriansjünger unter der Leitung des 1. Kommandanten, Sebastian Matt, in ca. 2 Jahren Bautätigkeiten und mit ca. 2.000 Arbeitsstunden. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Gemeinde Horgau konnte somit sehr gut in die Zukunft investiert werden. Das Projekt wurden zum Jahresende 2019 fertigstellet und damit eine lange Zeit der räumlichen Enge beendet und ein großer Wunsch der Greuter Wehr Erfüllt. Die feierliche Einweihung des Feuerwehrhausanbaus konnte am 28.05.2022 (nach der Corona-Pandemie) gefeiert werden.

 

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